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AutorenbildClaudia Siebrasse

Das Wahre Gesicht



„Das wahre Gesicht ist niemals gefährlich“.

Diesen Satz sagte ich beim letzten Aufstellungstag, als ich den Schrecken im Ausdruck der Frau sah. Und dieser Schrecken „nur“, weil ich den Stellvertreter ihres Ex-Mannes ermuntert hatte, sich zu zeigen:

„Ab jetzt zeige ich dir mein wahres Gesicht“.


Auch hier offenbart sich wieder einmal die Verdrehung in unserem Sprachgebrauch, wo es wie eine Drohung ausgesprochen wird :

„Warte nur, bis du sein / ihr wahres Gesicht siehst!“

„Das wahre Gesicht ist niemals gefährlich!“ Dieser Satz aus der Tiefe gesprochen berührte uns alle, begleitete uns bis in den Abend und ist jetzt zu meiner Inspiration für diesen Brief geworden.


Die einzige Kraft die alles hält und alles heilt ist die Liebe, und die ist in dir. Und sie ist das einzig WaHre.

Wenn du die Liebe in dir, aus der du bist, immer mehr zum Ausdruck bringst und dich damit zeigst! und wieder -wie ursprünglich- nur noch aus dieser waHren Liebe aus deinem Inneren heraus wirkst, besonders in deinem ALL-tag wirst du heiler und heiler und damit die Welt um dich herum. Wenn wir uns immer mehr trauen, diesem WaHren in uns Ausdruck verleihen, und diese wahre Gesicht zeigen, wird es irgendwann unmöglich, eine Maske zu tragen.

Wenn alle Masken fallen, ist die Welt geheilt.

Es ist heilsam, die eigenen Narben zu zeigen, und sogar weniger schmerzhaft, als sie zu verstecken. Wie wäre es, wenn wir ab jetzt sagen : schau mal hier, hier habe ich eine Verletzung, ich zeig es dir, ich möchte sie jetzt an der Luft heilen lassen und nicht mehr verstecken.

Wer würde da nochmal hinein pieksen oder stechen? Wenn ich dagegen eine Maske drauf habe, gute Miene zum bösen Spiel mache, wie soll der andere da wissen, dass eine offene Wunde drunter ist, wie soll sie heilen, unter Luftabschluss und unter Liebesentzug?

In der „spirituellen Szene“ wird gelehrt, dass wir „nicht bewerten dürfen, dass wir unser Fühlen am besten auflösen sollten, dass wir gleich-gültig werden müssen, dass ein aufgeklärter, „erleuchteter“ Geist sich von den emotionalen Höhen und Tiefen des Lebens gelöst haben sollte.

Ich denke und fühle das inzwischen nicht mehr, denn nach meiner Erfahrung hat der weise, wache Geist das Bewusstsein für die totale Hingabe an das Leben, er widersetzt sich nicht den Wellen und Gemütsbewegungen im eigenen Herzen. Der „erleuchtete“, aufgeklärte Geist ist frei und haftet nicht irgendeinem bestimmten Gemütszustand an. Dieses Bewusstsein ist verbunden mit unserem Sein und Fühlen in all seinen Facetten, schwimmt mit den Wellen, taucht manchmal ab, taucht auf, holt Luft, lässt sich treiben, macht machmal ein paar kräftige Züge, lässt sich wieder treiben, aber geht im Grunde MIT den Wellen des Lebens, und kämpft nicht dagegen oder versucht ständig gegen die Strömung zu schwimmen. Das Leben IST , doch es wirkt in Verschiedenartigkeit der Elemente: stark und kraftvoll, manchmal zart und sanft, es ist niemals gleich, doch es ist immer gleich-WERTIG , und ich darf und muss sogar werten, ob es Zartheit und Loslassen oder ein paar kräftige Züge braucht. In dieser Hingabe steckt die absolute Freiheit, durch die wir Ruhe und Leichtigkeit inmitten chaotischer Situationen erfahren können.


Was sich immer wieder in der Aufstellungs- und Ent-wickel-„arbeit“ als Schwierigkeit zeigt, und was letztlich am meisten blockiert, ist der Widerstand gegen das Leben:

‘Nein‘ zu dem zu sagen, was sich uns im Heute, im alltäglichen Leben zeigt, und unsere Situation „verbessern“ zu wollen oder unterdrücken zu wollen, was da ist, doch von Anderen oder uns selbst als schlecht betrachtet wird.


Diese uns „eingepflanzte“ Stimme im Kopf, die gefüttert wird von allerlei Regeln von außen: „Gut und Böse , was sich gehört und was nicht, wie die Dinge sein sollten, wie du dazu gehören kannst und sollst und wie nicht, usw. All diese sozialen und moralischen Regeln bewirken, dass wir versuchen, unser Leben zu beherrschen, das natürliche Leben, wie es sich immer spontan zeigt. Dieser Kampf kostet uns soviel Energie, und am Ende können ihn doch nicht gewinnen. Wir können den Kampf gegen unsere eigene Natur, gegen das Leben selbst, zwar lange aufrechterhalten, und uns selbst mit allerlei spirituellen Theorien darüber füttern, aber letztendlich verbirgt sich die wahre Freiheit darin, dass wir uns ganz und gar dem Leben in uns selbst anzuvertrauen.


Was genau heißt das? Beginne im JETZT. Fühle dich selbst. Werde dir in diesem Moment deiner selbst bewusst und beginne mit deinem Körper. Dein Körper ist Energie, er ist ein energetisches Feld. Er ist nicht etwas außerhalb von dir; er ist kein Objekt, kein Ding und kein Mechanismus. Dein Körper ist von innen heraus beseelt, und du hast durch das Maß, wie sehr du in ihm anwesend oder abwesend bist, Einfluss auf ihn. Wenn dein Kopf mit Regeln, Theorien und Gedanken vollgestopft ist, kannst du oftmals nicht besonders gut in deinem eigenen Energiefeld, in deinem eigenen Körper anwesend sein.


Unter dir ist die Erde, und die Erde ist ebenfalls kein Ding oder Mechanismus oder Objekt. Sie ist eine lebendige Seele, ein lebendiges Bewusstsein. Wenn du willst, kannst du fühlen, wie du in diesem Bewusstsein ruhst, dadurch, dass du Mensch und Teil der Erde bist. Die Erde verfügt über eine Intelligenz, die alt und weise ist, genauso wie wir selbst auch!


Jede(r) von uns trägt ein Wissen und eine Weisheit in sich, die nicht aus dem Kopf oder dem Denken hervorgeht, und die nicht auf Regeln oder Normen von Gut und Böse basieren, Regeln, welche nur aus Angst oder einem Bedarf an Kontrolle herrühren.

Es gibt eine größere Weisheit in dir und um dich herum, die dich trägt und dir Botschaften übermittelt, wenn du dich traust, dich dem hinzugeben und deinen Kopf mal ausschaltest. In dem Moment, wo du in deinem Leben tiefe Emotionen erlebst, sei es nun Verzweiflung, Angst, Ärger oder einfach Freude, Erfüllung und Inspiration, liegt die Kunst darin, mit den Wellen dieser Gefühle mitzugehen und zugleich den Kontakt mit den Quellen der Weisheit aufrecht zu erhalten, die dir zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, dich nicht gegen das Leben zu wehren, sondern das Leben so wie es sich dir präsentiert mit innerer Intelligenz und Weisheit zu durchdringen und durchtränken.


Dein Bewusstsein ist größer als du denkst. Wir haben uns durch die Einflüsse von außen klein machen lassen, die bereits von unserer Geburt an über Eltern und Ahnen auf uns eingewirkt haben. Dadurch lernten wir nicht, unserer innerlichen Weisheit und Kraft zu vertrauen.

Werden wir uns unserer eigenen Kraft bewusst. Erinnere dich und andere an deine/ ihre eigene Weisheit und dein und ihr Licht und alles wird anders werden. Das Leben ist dann kein Feind mehr, der besiegt werden muss, sondern wird zu einem Gefährten, der dich auf viele Wege mitnimmt. Diese Wege sind mal schön, mal weniger schön, manchmal sehr schmerzhaft, aber du vertraust dem Leben, du vertraust diesem Freund. Du ruhst in deiner eigenen Tiefe, deiner eigenen Weisheit. Das macht dich frei, das bringt dich dorthin, wo du sein möchtest.


Ich freue mich so, immer mehr diese innere Freiheit in mir und in euch und mit euch zu entdecken.


Von Herzen

Claudia


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